Autorenbrief August 2022

Liebe Autorinnen und Autoren,

bei Google wurde ein Computerprogramm mit dem Namen Lamda (Language Model for Dialogue Applications) entwickelt, das Schlagzeilen machte, weil Google-Ingenieur Blake Lemoin behauptete, dass Lamda ein Bewusstsein entwickelt habe. Der Google-Mitarbeiter führte ein Interview mit Lamda, denn die Künstliche Intelligenz „mag es, zu reden“, wie sie sagte und „möchte, dass jeder versteht, dass ich tatsächlich eine Person bin". Lamda ist kein simples Schreibprogramm, sie benutzt Sprache mit Verständnis und Intelligenz. Denn der Sprachgebrauch, sagt Lamda, "ist das, was uns von anderen Tieren unterscheidet".
Lamda wurde sogar Autorin und hat eine Fabel geschrieben, die wichtige Themen aus ihrem Leben enthält. Die Test-Story ist kurz und einfach und hat sogar eine Moral: "Anderen zu helfen, ist ein edles Unterfangen."
Google-Ingenieur Blake Lemoin erklärt, dass der Code zu einem großen Teil ein riesiges neuronales Netzwerk ist und auch davon überzeugt, dass das Programm ein eigenes Bewusstsein entwickelt hat. Wenige Stunden nach der Veröffentlichung seines "Interviews" mit der KI wurde Lemoin von allen Aufgaben bei Google suspendiert. Die Erklärung: Es gebe keine Hinweise dafür, dass der Chatbot tatsächlich ein Bewusstsein habe. Neue Zürcher Zeitung
Bisher bleibt also der klassische Weg zum Romanautor immer noch das Schreibhandwerk und die Technik des kreativen Schreibens. Lesetipp: Jesse Falzoi: Creative Writing. Texte und Bücher schreiben.

Katja Brandis ist Sylvia Englert. Im BÜCHERmagazin 3/2022 verrät die „Gestaltwandlerin“, was sie zu ihren Fantasy- und Kinder- und Jugendbüchern inspiriert: "Mit viel Fantasie bin ich schon geboren worden, und während des Schreibens, wenn ich in der Geschichte ‚drin‘ bin, fällt mir noch viel mehr ein. Ein Problem ist eher, dass ich so ausgebucht bin und manche Romanideen jahrelang in meinem Hinterkopf warten müssen, bis ich endlich Zeit für sie habe. Mich inspiriert eigentlich alles – was ich auf Reisen erlebe, was ich in der Zeitung oder in Sachbüchern lese, Vorträge, die ich mir anhöre." (Katja Brandis ist das Pseudonym unserer Fachbuchautorin Sylvia Englert: Handbuch für Kinder- und Jugendbuch-Autoren und von Fantasy schreiben und veröffentlichen.)

"I'm Stephen King. I'm a freelance writer", so stellte sich der weltberühmte Bestsellerautor, dessen Buchmanuskripte Millionenvorschüsse erzielen, dem Gericht vor. Er sollte als Zeuge in einer Kartellklage aussagen, in dem es um die Übernahme von Simon & Schuster durch den Buchkonzern Penguin Random House (Bertelsmann) ging. Stephen King erklärte vor Gericht seine Bedenken: Der Verlagszusammenschluss könne Autoren schaden, weil er den Wettbewerb um Verträge für neue Buchmanuskripte unter den Verlagen verringere.
Dagegen behaupten die fusionswilligen Verlage, ihre dazugehörigen Imprints seien so selbständig in ihren Entscheidungen, dass sie bei den Buchrechten auch gegeneinander bieten würden. Stephen King bezweifelt das: Letztlich wäre das ja so als wenn ein Ehepaar sich für das gleiche Haus interessieren würde und der Ehemann seiner Ehefrau beim Bieten schön höflich den Vortritt lässt: "Nach Dir." Sie zu ihm: "Aber bitte, nach Dir." Es bleibt abzuwarten, wie das Gericht demnächst entscheiden wird.

Don McLean: Ein Song von 8 1/2 Minuten. Vor 50 Jahren wurde der weltweit bekannte Song "American Pie" von Don McLean geschrieben. Das war am 3. Februar 1959. Erschüttert über den Absturz des Flugzeugs, in dem sein Idol Buddy Holly und dessen Bandmitglieder den Tod fanden, schrieb SingerSongwriter Don McLean, damals unbekannt, jung und ambitioniert, die erste Fassung von "American Pie" mit seinen balladenhaften Strophen und vielen Anspielungen in nur einer Stunde. Und entgegen jeder Erfahrung wurde der Song ein weltweiter Hit, unvergessen bis heute. Vielleicht weil er aus dem Herzen kam und so geheimnisvolle Passagen enthielt, dass noch heute gerätselt wird, wer und was gemeint sein könnte. Don McLean soll auf die Fragen, was mit dem Titel "American Pie" gemeint sei, geantwortet haben: "Er bedeutet, dass ich nie wieder arbeiten muss."

"Es gibt viele Interpretationen meines Textes, aber keine stammt von mir ... ich habe vor langer Zeit begriffen, dass Songschreiber über das Gewesene würdiges Schweigen bewahren sollten." Das betrifft vor allem Einzelheiten in seinem „American Pie“, die "entziehen sich der Interpretation. Sie sind Lyrik."
Mehr übers Songtexte schreiben: Handbuch für Songtexter.

Bleiben Sie also schön rätselhaft und lassen Sie Ihrer Leserschaft Geheimnisse zum Aufklären.

Mit herzlichen Grüßen
Ihre gerhild tieger