Christoph Ransmayr prüft wie der Satz fliesst

Manfred Papst hat den Schriftsteller im Interview zu seinem neuen Roman "Der Fallmeister" (Verlag S. Fischer) gefragt: 

Wie haben Sie sich vergewissert, dass Ihre Sprache tatsächlich fließt?

"Ich lese mir meine Sätze laut vor, wann immer ich das Gefühl habe, sie zu einem plausiblen Ende gebracht zu haben. Dabei stelle ich mir die Frage, ob mir jemand, der bloss zuhört, keine Vorkenntnisse mitbringt, auch von mir und der Geschichte nichts weiß, folgen kann. Und kann ich einen Satz, der beispielsweise über eine halbe Seite läuft, laut lesen, ohne Faden und Atem zu verlieren? Diese Prüfung muss jeder Satz oder Absatz bestehen - oder er wird umgeschrieben, vielleicht gestrichen."

aus: "Am Ende bleibt nur Inzest" von Manfred Papst - Neue Zürcher Zeitung 11.4.2021