Eine Bibliothek der unveröffentlichten Bücher

Liebe Autorinnen und Autoren,

vor rund 25 Jahren entstand unser erstes „Deutsches Jahrbuch für Autoren“ mit dem Ziel, Autoren die Veröffentlichung ihrer Manuskripte zu erleichtern. Von vielen wussten wir, dass sie den Versuch, den richtigen Verlag für ihr Manuskript zu finden, resigniert aufgegeben hatten: Ihre Texte waren in der Schublade gelandet. Damals korrespondierten wir mit der Brautigan Library in Vermont, weil wir die Idee hatten, eine „Berliner Bibliothek der unveröffentlichten Manuskripte“ für solche abgelehnten Texte zu gründen. Unser Vorbild war die fiktive „Bibliothek der unveröffentlichten Bücher“ des amerikanischen Schriftstellers Richard Brautigan. In einem seiner wunderbar skurrilen Bücher Die Abtreibung hatte er bereits 1971 eine fiktive Manuskript-Bibliothek der unveröffentlichten Bücher beschrieben. Dort konnten Autoren, die unzählige Verlagsabsagen kassiert hatten, ihre Werke registrieren und ausstellen. Wie jenes Manuskript über das „Blumenzüchten bei Kerzenlicht in Hotelzimmern“ oder den Roman „Immer schön ist die Liebe“, des Weltrekordinhabers in Ablehnungen: 459 Verlage wollten es nicht. Aus Brautigans Buchfantasie ist dann tatsächlich eine reale kleine Bücherei entstanden, in der Hunderte von Autoren ihre unveröffentlichten Bücher ins Regal stellen konnten.  Aber die Bibliothek in Burlington musste auf Grund von Geldmangel schließen und plante statt dessen eine Internet-Library - die Sie hier besuchen können: The Brautigan Library

Wenn Sie Ihr Manuskript anbieten oder selbst veröffentlichen möchten, kann Ihnen Sylvia Englert mit ihrem Autorenratgeber weiterhelfen - sie hat mehr als 50 Bücher bei namhaften deutschen Verlagen veröffentlicht und ist inzwischen Bestsellerautorin: Autoren-Handbuch.

Die Bibliothek der unveröffentlichen Bücher ist uns gestern wiederbegegnet als wir die aktuelle Verfilmung von David Foenkinos Buch "Der geheime Roman des Monsieur Pick“ gesehen haben. Der Roman erschien 2017 und hat das Thema der unveröffentlichten Bücher in die Bretagne verlegt. Er persifliert aber auch den Literaturbetrieb, in dem ein Literaturkritiker, ein mysteriöses Manuskript und ein unentdeckter Debütautor die Hauptrollen spielen – hier der Link zum Trailer.

Ebenfalls in der Bretagne lebt Krimischriftsteller Jean-Luc Bannalec, versteckt unter seinem Pseudonym. Er lässt seinen Kommissar Dupin im gerade bei Kiepenheuer &Witsch erschienen Band „Bretonische Spezialitäten“ zum neunten Mal auftreten. Die bisherigen Romane wurden allein in Deutschland vier Millionen Mal verkauft. Sein wahrer Name ist Jörg Bong, seine Profession ehemaliger Verleger im Verlag S. Fischer und seine literarische Heimat die Bretagne. Dort recherchiert er, dort schreibt er, dort entstehen seine detaillierten ortsgetreuen Bretagne-Werke : „Ich muss den Ort lieben. Wenn das der Fall ist und ich beschließe, ihn zu verwenden, gebe ich den Leuten Bescheid, dass ich sie einbauen werde.“ Wichtig ist dem Autor aber vor allem „… nur gute Energie zu verwenden“. Das Schreiben soll auch Spaß machen: „Ich schreibe in der Bretagne zu meinem privaten Vergnügen Krimis. Ernsthaft." Ratgeber für Krimiautoren  

Bevor sie mit ihrem Roman "Die Geschichte der Bienen" zur weltberühmten Schriftstellerin wurde schrieb sie Drehbücher,. Es folgte bald der zweite Roman "Die Geschichte des Wassers. Jetzt hat sie ein drittes Buch veröffentlicht - über die fast ausgestorbenen Przewalski-Wildpferde und das Bemühen, sie wieder anzusiedeln. Maja Lunde erklärt die Unterschiede zwischen dem Schreiben eines Drehbuchs und eines Romans aus eigener Erfahrung so:

"Für die Leinwand schreibt man, was das Publikum sieht und hört. Bei einem Roman schreibt man auch darüber, was der Charakter fühlt. Als Drehbuchautorin schreibe ich sozusagen von außen - das bedeutet aber nicht unbedingt, dass dieses Scheiben oberflächlich ist. Bei einem Roman ist man in den Charakteren drin, man fühlt wie sie, man ist sie. Das ist auch der Grund,  weshalb ich aus der Ich-Perspektive schreibe. Ich finde es einfacher, das Gefühl für die Person zu bekommen, wenn ich aus ihrer Perspektive schreibe."

Ich wünsche Ihnen für diesen Sommer einen Ort, den Sie lieben und an dem Sie ungestört schreiben können!

Ihre Gerhild Tieger