Irene Binal: Stadtschreiber Aufenthalte sind wichtig

"Der Erfinder des Stadtschreiber-Amtes war der Bergen-Enkheimer Schriftsteller Franz Joseph Schneider. Es war seine Idee, Schriftstellern die Möglichkeit zu geben, ein Jahr lang finanziell unabhängig zu leben." Inzwischen ist es in etlichen anderen Städten schon Tradition geworden, Schriftstellern für eine bestimmte Zeit Unterkunft und Lebensunterhalt anzubieten."

Die Schriftstellerin Marion Poschmann meint, dass Ortswechsel für Autoren wichtig sind: "Sie bewirken Erfahrungen, und die sind der Grundstoff des Schreibens. Der Reiz besteht darin, sich länger an einem Ort aufzuhalten, an den man von sich aus wahrscheinlich niemals gekommen wäre." (...) "Man verarbeitet nicht Informationen sondern Wahrnehmungen, und das ist ein Vorgang, der einen körperlich einnimmt. Daher ist es nicht gleichgültig, wo man sich gerade befindet. Interessant ist, dass sich in den Räumlichkeiten jedes Jahr ein anderer Schriftsteller aufhält. Manchmal bilde ich mir ein, dass sich von der Anwesenheit meiner Vorgänger noch immer etwas in diesen Mauern hält."

aus: "Schreiben an fremden Orten" von Irene Binal - Buchjournal 2/2023