Ulrich Woelk: Pseudonyme - wer nutzt sie?

"Pseudonyme sind bei Schriftstellern sehr beliebt, wenn ihnen das eigene Niveau im Weg steht. Ich vertrete Historiker, die sich lustvoll als Autoren abstruser Mittelalterschmöker betätigen, oder gestandene Juristen, die ihrer Phantasie auf dem Feld des esoterischen Horrorromans freien Lauf lassen. Alles Kollegen von dir. Arrivierte Akademiker und ausgewiesene Koryphäen in ihren Fächern. Glaub mir, es gibt jede Menge schreibende Professoren, Journalisten, Kulturattachés oder Mediziner - du wärst in guter Gesellschaft."

"... Es war früher sogar üblich, dass Autoren sich unter Pseudonym selbst rezensiert haben ... Schiller war darin sehr eifrig, und erstaunlicherweise gibt es von ihm nicht nur positive Besprechungen seiner Werke, sondern auch Selbstverrisse. Wenn du willst, kannst du etwas bei Amazon schreiben. Es hat sich längst eingebürgert, daß Verlage und Autoren ihre Bücher dort anonym loben."

aus: "Joana Mandelbrot und ich" von Ulrich Woelk - dtv premium